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Villa Grisebach, Los 3050, Auktion 245
Freitag, den 03. Juli 2015, 17.00 Uhr

 
Bartholomeus Breenbergh: CIMON UND IPHIGENIA
1638. Öl auf Eichenholz. 60,3 x 53 cm
Mit einem Gutachten von Max J. Friedländer, Berlin, vom 28. November 1926, als „reizvolles, echt signiertes Werk von B. Breenbergh“ (im Original). 

EUR 30.000 – 50.000
US$ 33,500 – 55,800


Amor raubt keineswegs nur den Verstand. „Erwacher des schlafenden Geistes“, so nennt ihn Boccaccio in seinem ersten Gesang des V. Decamerone. Der Dichter veranschaulicht die „heilige Wirkung der Liebe“ anhand eines Exempels: Gales, gutaussehender Sohn eines Edelmannes, war so ungehobelt und unerzogen, daß die Menschen Zyperns ihn Cimone, gleichbedeutend mit Rohling, nannten. Cimones Dummheit ärgerte seinen Vater so arg, daß er den Jungen in die Wildnis schickte. Fernab der Zivilisation lebte er zufrieden bis er auf ein schlafendes Mädchen stieß, Iphigenie.

Ihre Schönheit verwandelt ihn vollkommen. Zum Erstaunen aller kleidet sich der einstige Dummkopf in hübschen Gewändern, knüpft tiefe Beziehungen, erlernt Musik, studiert Philosophie, dichtet und macht seiner Angebeteten den Hof. Der Augenblick des Verliebens ließ ihn schlagartig vom „Wilden“ zu einem besseren Menschen werden, und zum Schluß macht er die Schöne zu seiner glücklichen Frau.

Das Gemälde fällt in die Zeit der Wiederentdeckung antiker Literaturstoffe. Die mythologische „Novella“ Boccaccios begeisterte viele Zeitgenossen Breenberghs und in der Umsetzung war es sein absolutes Lieblingssujet - zwischen 1633 und 1647 hat er diese Szene mindestens siebenmal ganz unterschiedlich variiert.

In der Mitte unserer Fassung liegt Iphigenie, unbekümmert vermittelt sie den Eindruck sich zugleich hilflos hinzugeben und den unbehelligt beobachtenden Cimon lautlos verführen zu wollen. Wie in der literarischen Vorlage ist der Sohn vor Verzückung über den Anblick kontemplativ über seinen Stock gebeugt. Die Gruppe schlafender Frauen ist von besonders feinmalerischer Qualität und Breenbergh verleiht ihnen etwas sehr zartes, fast zerbrechliches. Subtil gelingt es ihm, mit dem sich über Iphigenie erstreckenden, aber abgebrochenen Torbogen der Ruine die sich anbahnende Verbindung zwischen dem zukünftigen Paar anzudeuten. Die lockere Behandlung der von Licht durchsetzten Landschaft ist von jener „zarten Duftigkeit“ (Wolfgang Stechow 1930), die typisch ist für jene Phase Breenberghs, in der nicht zufällig auch seine hochwertigsten Radierungen entstanden. (GvM)